Was KMU aus dem MIT AI Report 2025 lernen können

MIT Report State of AI in Business 2025 KI für KMU

Die große Kluft in der KI-Welt

Der neue MIT-Bericht zur Nutzung von generativer KI klingt erst einmal beeindruckend:
Über 80 Prozent aller Unternehmen haben ChatGPT, Copilot oder ähnliche Tools getestet. Milliarden fließen in KI-Projekte, jede Woche erscheinen neue Plattformen, Start-ups, Pilotstudien. Und doch: Nur fünf Prozent dieser Projekte erzeugen nachweisbaren wirtschaftlichen Nutzen.

Fünf Prozent! Das heißt: 19 von 20 KI-Projekten verpuffen.

Nicht, weil die Technik schlecht wäre – sondern weil die meisten Unternehmen nicht lernen, sondern nachmachen. Sie setzen Tools ein, ohne sie in ihre Abläufe einzubetten.
Sie reden über KI, als wäre sie ein Accessoire, nicht ein Arbeitsinstrument. Und genau das ist der Punkt, an dem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) den Konzernen oft voraus sind – wenn sie den Mut haben, es anders zu machen.

1. KI bringt nichts, wenn sie nicht lernt – und du auch nicht

Das MIT nennt es die „GenAI Divide“ – die Kluft zwischen jenen, die KI als lernendes System begreifen, und jenen, die sie nur nutzen. Die meisten Tools im Einsatz „vergessen“ alles nach jeder Sitzung. Sie reagieren – aber sie verstehen nicht.

Das bedeutet:
Echte Wirkung entsteht erst dann, wenn KI sich mit deinem Wissen, deinen Prozessen und deinem Feedback weiterentwickelt. Also wenn sie mit dir wächst.

Gerade für KMU ist das eine gute Nachricht:
Man braucht keine teuren Datenteams oder Superrechner, sondern Lernstrukturen im Kleinen. Wer regelmäßig überprüft, was gut funktioniert, wer Ergebnisse nachschärft, Prompts verbessert, und seine Erfahrungen dokumentiert – der baut sich Schritt für Schritt eine eigene, „trainierte“ Mini-KI-Landschaft auf.

Nicht groß. Aber wirksam.

2. Der wahre Hebel liegt im Alltag, nicht im Marketing

Der MIT-Report zeigt: 70 Prozent der KI-Budgets fließen aktuell in Marketing und Vertrieb – mit mäßigem Erfolg. Die echten Einsparungen entstehen im Hintergrund:
in der Buchhaltung, im Einkauf, in der Dokumentation, im Kundendienst. Dort werden jährlich 2 bis 10 Millionen Dollar pro Unternehmen eingespart – durch Automatisierung, nicht durch Likes.

Und genau da liegt die Chance für den Mittelstand: Nicht die zehnte LinkedIn-Kampagne braucht KI, sondern die Rechnungsprüfung, E-Mail-Auswertung, Angebotsstrukturierung, Nachkalkulation.

KI ist kein Werbeslogan, sondern ein Werkzeug. Und gute Handwerker wissen: Werkzeuge machen Arbeit leichter – aber nicht von selbst.

3. Nicht bauen – verbinden

Der MIT-Bericht zeigt deutlich: Eigenentwicklungen („Build“) scheitern doppelt so oft wie Kooperationen („Buy“). Das ist keine Schande, sondern gesunder Menschenverstand. Warum das Rad neu erfinden, wenn es schon läuft?

Für KMU heißt das:
Nicht selbst programmieren, sondern Systeme klug einkaufen, die man integrieren kann. Tools, die sich anpassen lassen – nicht solche, die dein Team anpassen müssen.
Und: lieber mit einem spezialisierten Partner zusammenarbeiten, der schon Erfahrung hat, als ein Jahr lang eine „eigene KI-Lösung“ zu basteln, die am Ende weder Zeit spart noch zuverlässig funktioniert.

Wir selbst machen es genauso: Bei KI-Assistenten und Analysen arbeiten wir mit dem Partner >>> SwissMadeMarketing zusammen – weil es oft klüger ist, vorhandene Kompetenz zu nutzen, statt alles neu zu erfinden. Gute Partnerschaften sind der schnellste Weg zu verlässlichen Ergebnissen – und genau das zählt im Mittelstand.

4. Die Schattenseite ist oft die helle

Ein spannender Befund: Während nur 40 Prozent der Unternehmen offizielle KI-Accounts nutzen, verwenden über 90 Prozent der Mitarbeitenden private Tools wie ChatGPT – einfach, weil sie funktionieren.
Das nennen die Forscher „Shadow AI“. Klingt gefährlich – ist aber oft produktiver als alles, was offiziell eingeführt wird. Warum? Weil Menschen, die dürfen, was funktioniert, bessere Ideen entwickeln als Menschen, die müssen, was freigegeben ist.
Natürlich braucht es Regeln (Datenschutz, Vertraulichkeit). Aber KMU könnten hier mit gutem Beispiel vorangehen: Indem sie ihren Teams Freiräume geben, Neues auszuprobieren – mit gesundem Menschenverstand statt Verbotsschildern.

5. Führung heißt: Lernräume schaffen

Der Report bringt es auf den Punkt: „Leadership is learning.“

KI ersetzt keine Führung – sie verändert sie. Gerade im Mittelstand sind Chefs und Chefinnen noch oft die Wissensquelle, die Entscheider, die letzte Instanz. Aber wer will, dass KI im Unternehmen ankommt, muss Lernkultur zulassen.
Das beginnt ganz oben: Wenn die Geschäftsführung selbst KI testet – nicht, um mitzureden, sondern um ein Zeichen zu setzen: „Ich will verstehen, was das kann – und was nicht.“
So entsteht kein KI-Hype, sondern eine gemeinsame Lernkurve.

6. Kooperation schlägt Kontrolle

Eines der stärksten Signale aus dem Report: Erfolgreiche Unternehmen arbeiten dezentral und partnerschaftlich. Sie kombinieren internes Wissen mit externem Know-how.

Das können spezialisierte Ghostwriter, KI-Berater oder Content-Partner sein – Menschen, die verstehen, wie man Wissen übersetzt, und gleichzeitig den Mittelstand kennt. Kleine Unternehmen sind dabei oft schneller, ehrlicher und persönlicher.  Sie müssen keine 30-seitigen Projektanträge schreiben. Sie können einfach anfangen – und nach zwei Wochen sehen, ob es funktioniert. Das ist kein Nachteil. Das ist ein Vorteil.

7. Erfolg misst sich in Wirkung, nicht in Klicks

Der MIT-Report zeigt: Die wenigsten Unternehmen wissen überhaupt, was sie mit KI erreichen wollen. Sie messen „Reichweite“, „Engagement“, „Klicks“ – aber kaum jemand misst Entlastung, Klarheit, Entscheidungsqualität. Gerade für KMU sollte der Maßstab ein anderer sein:

  • Wie viel Zeit spare ich pro Woche?
  • Welche Aufgaben werden einfacher?
  • Wie verändert sich die Qualität der Kundenbeziehung?

Wenn KI hilft, Zeit zu gewinnen und Sinn zurückzubringen, dann ist sie gut eingesetzt. Wenn sie nur zusätzlichen Stress erzeugt, dann war’s vermutlich wieder ein Hype.

Fazit: Der Mittelstand hat die besseren Karten – wenn er sie spielt

Der MIT-Report liest sich wie ein Spiegel: Große Konzerne investieren, aber sie lernen nicht. Kleine Unternehmen haben weniger Mittel, aber sie sind beweglicher, ehrlicher und näher dran am echten Problem.

Das ist ihre Stärke. Wenn sie jetzt anfangen, KI nicht als Technik, sondern als Lernprozess zu verstehen, können sie die „AI Divide“ überbrücken – und mit einfachen Mitteln das erreichen, wofür andere Millionen verbrennen: Mehr Klarheit. Mehr Zeit. Mehr Wirkung.

Quelle:
MIT NANDA (2025): The GenAI Divide – State of AI in Business 2025. Autoren: Aditya Challapally, Chris Pease, Ramesh Raskar, Pradyumna Chari. Vorläufige Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „AI Implementation Research / Project NANDA“. Massachusetts Institute of Technology, Cambridge (USA), Juli 2025. Forschungszeitraum: Januar – Juni 2025. https://www.artificialintelligence-news.com/wp-content/uploads/2025/08/ai_report_2025.pdf

 

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